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Das Glück des Körpers

DI MARINA AGOSTINACCHIO TRADUZIONE DI ANNA CATERINA ROSSI
“Das Wasser ist eine ruhige Walze. Es begleitet den Spaziergang auf dem Ufer an diesem Sonnentage.”
Ich überlegte und wanderte auf dem trockenen Laub, inmitten gebrochener Wurzel und auf dem feuchten Boden.
Ich wanderte und überlegte über mein nicht mehr junges Alter; wanderte schwingend mit meinem Körper, der aus meinen arteigenen Wirbeln bestehet, die multipliziert durch Sedimentationsschichten sind, wo mein unverwüstliches Gedächtnis – bestehend aus den bedeutungsvollsten Dingen und aus dem auf dem Boden gelagerten Dingen – überwiegt die übrigbleibende Lebenszeit.
Bilder, Visionen, Vorstellungen dessen, was ich früher war und dessen, was ich jetzt bin. Und Wünsche…
Oder vielleicht Erinnerungen, Blitze, plötzliches Auftauchen von Umarmungen, Händeschütteln, sich frei mit nicht abgeschirmten Gebärden und nicht verbundenen Wörtern ausdrückenden Körpern.
Auch im Alter können wir entdecken, dass wir ein Kind aufziehen, das die Wirklichkeit als eine Magie erlebt, dank dem Zauber und dem Staunen eines unschuldigen Geistes; wir können uns danach sehnen, was in uns und um uns ist, mit Neugierde zu untersuchen.
Vor einigen Jahren, in Sardinien, nach einem mehrstündigen Spaziergang durch Buchten, Steigungen und Gefällen, entdeckte ich das Meer, das sich dunkel grün vor meinen Augen öffnete.
Ich spürte den Drang, ins Wasser zu tauchen, ich wollte das die See mir ihr Geheimnis durch die Berührung meiner Haut enthüllte.
Ich zog den Badeanzug aus und tauchte. Ich spürte die tiefe Verbindung zwischen mir un dem durchsichtigen und reinen Orient, seine Klarheit filterte durch mich, drang mich durch und ich spürte eine unbeschreibliche Freude.
Es stimmt, dass in jedem Übergang zwischen einem Jahrzehnten und einem anderen “der Geschmack sich ändert und die Menschen ihre Beziehung zum Leben ändern”, es stimmt aber auch, dass es immer eine Ausnahme von der Regel gibt.
Ich fragte mich, ob unser Blick auf die Welt davon abhängt, wie wir vor diesen Übergängen stehen; unser Blick hängt vielleicht von unserem Vorstellungswillen und von dem in unserem Gedächtnis geprägten Gefühlsdruck ab.
In seinem Buch “Aus Fleisch und Seele” (Frassinelli Verlag) sagt Boris Cyrulnik: “Die Augen meiner Seele und die meines Körpers sprechen verschiedene Sprachen…”.
Wir bestehen aus chemischen und geistigen Reaktionen, aus Beziehungen unter ähnlichen Wesen, Streben nach einer Vollständigkeit , die aus Fleisch und Boden besteht. Bedürfnisse und Wünsche reden miteinander zwischen Traum und Wache
Was ist der Wunsch nach Glück? Die Suche nach etwas, was ein körperliches und geistliches Bedürfnis erfüllt.
Es ist ein natürlicher Gefühlsdrang, der mehrere Jahre überleben kann, er kann weisse Haare, fallende Haut und einen kranken durch “Wind und Wellen gebrochenen” Körper überleben.
A propos diesen Gefühlsdrangs, erinnere ich mich einer Novelle aus “Tausend und eine Nacht”, die ich als Kleinkind jeden Abend von meiner Mutter hören wollte.
Drei Brüder mussten eine sonderbare Prüfung bestehen: wer dem Vater etwas wirklich außerordentliches vorbringen konnte, würde eine Prinzessin heiraten können. Alle drei bestehen die erste Prüfung, sie müssen also eine zweite Prüfung bestehen, einen Bogenwettbewerb. Als Beweis seiner Dreistigkeit, wirft der kleinste Bruder den Pfeil so weit weg, dass er nicht wieder zurückzubringen ist. “Er wirft den Pfeil so weit weg…” diese Wörter öffneten mir so viele Türe, dass ich meine Mutter darum bat, sie immer wieder zu wiederholen. Die Geschichte ging fort: nachdem er mehreren Proben bestanden hatte, wurde der jüngste Bruder der Glücklichste.
Aber die Wörter um den weit geworfenen und nie wiedergefundenen Pfeil wurden für mich Zauberwörter; die Erzählung wurde also voll emotionaler Spannung, Fragen, Lösungsmöglichkeiten, die nie wirklich erreicht wurden.
Es war der Abdruck eines unbestimmten Bedürfnisses, das sich in einem aus spitzen, sich brechenden und momentan neubildenden Pfeilen bestehenden Spiegel reflektierte.
Ich frage mich, ob ich meine Pfeile seitdem zu weit weg werfe.
Ich habe oft gedacht, dass ich etwas geprägtes in der rechten Gehirnhälfte habe, wo Vorstellungskraft und Kreativität als Bezug meines Gefühls und meines Handels stehen.
Jeder Mensch besitzt eine eigene Struktur: Aspekte der Seele und des Körpers, Geist und Psyche, physiologische, biologische, genetische, chemische, nervliche Aspekte… In welchem dieser Kanäle fliesst der Wunsch nach Glück? Oder fliesst er in der ganzen Person?
Wenn wir an den Ursprung des Wortes “desiderio” (Verlangen), aus dem lateinischen “de” mit negativer Bedeutung, und “Situs” (Stern), verstehen wie was dieses Wort bedeutet; es ist als ob der Stern fiel: ein ausgeloschener Stern, desse Licht wir nicht sehen können. Verlangen ist auch eine Art Traurigkeit, die aus der Mangel des verlangten Gegenstandes entsteht
Warum verlangen wir? Fragte ich mich. Vielleicht liegt die Antwort in der Struktur unseren Wesens, das aus Primärbedürfnissen und Suche nach Bedeutung besteht. Unser Ziel ist es, in einer existenziellen, körperlichen, psychologischen und geistlichen Dimension des Wohlfühlens,
Der Selbsterhaltungstrieb begründet unsere Existenz und wir planen, träumen, denken.
Unser Geist ist die Feder unseren Handels und unser Vorstellungsvermögen erhebt uns.
Und dann liebe ich, suche die Freude der Kenntnis, die Freude an das was berührbar, hörbar, riechbar ist. Insbesondere suche ich die Gerüche, die uns Frauen so lieb sind, sie sind Spuren, auf denen wir überallhin wandern.
In mehreren Situationen löscht das Verlangen aus, weil die affektive Motivation und der Wunsch nach Liebe und Beziehungen zerbricht.
Die Rolle der Phantasie ist wichtig, weil sie als Brücke zwischen Motivation und Bedürfnis steht.
Das Glück ist ein ständiges Suchen, das wegen seiner Unbestimmtheit nie erreicht und erfüllt ist, und es hat mir gelehrt, es in kleinen Schlucken zu kosten, weil es nicht dauert.

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